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Was erwarten Jugendliche von Kirche?

So lautete die Frage, die ich einer Gruppe jugendlicher Teamer*innen aus den Dekanaten Landau und Bad Bergzabern gestellt habe.
Mit der Explosion an Wünschen und Ideen hätte ich niemals gerechnet. Weil diese so differenziert und konkret, so engagiert und zuversichtlich formuliert wurden, sollen sie so viele Menschen wie möglich auch kennen.

(Es wurde nichts an den Formulierungen oder am Stil für diesen Artikel „geglättet“ oder umformuliert!)

Wie krass einfach, wie sehr wir junge Menschen doch immer wieder unterschätzen und wie viele unglaublich kreative, fordernde und reflektierte Vorstellungen es gibt von der Frage „Was soll Kirche für mich sein?“

  • Kirche soll sich politisch klar positionieren und ihre Statements im Sinne christlicher Werte vertreten.
     
  • Kirche soll Räume schaffen zur Stärkung eigener Talente und Leidenschaften.
     
  • Kirche soll ein Safe Space sein für alle, ein Zufluchtsort.
     
  • Kirche soll Glauben auf eine spannende Weise vermitteln.
     
  • Kirche soll ein Gefühl von Familie und Gemeinschaft vermitteln, von „Mittendrinsein“, statt nur dabei.
     
  • Jugendliche wollen Verantwortung übernehmen dürfen und nicht nur Deko sein. Kirche soll dabei unterstützen, Verantwortung überhaupt erst kennen und übernehmen zu lernen. Jugendliche wollen aktiv mitbestimmen dürfen und nicht nur mitlaufen.
     
  • Kirchen – und Religionen generell – sollen koexistieren und sich auf Gemeinsamkeiten und nicht auf Unterschiede besinnen.
     
  • Kirche soll fern ab von Leistungsdruck stattfinden, Jugendliche brauchen Räume, wo sie einfach sein dürfen. Sehen und Gesehen werden, ohne eine Rolle spielen zu müssen. Kirche soll Räume zum Entfalten bieten. Jugendliche möchten bei der Kirche nicht gefragt werden, wer sie sind, sondern wie es ihnen geht.
     
  • Kirche soll ein Ort für Meinungsfreiheit sein, ohne verurteilt zu werden. Kirche soll Raum für Zweifel und Fragen bieten. Werte der Kirche sollen modern ausgelegt werden, sodass sie als Orientierung dienen können.
     
  • Kirche soll sich Neues trauen – mit der Zeit gehen, nicht an Altem festhalten.
     
  • In der Kirche sollte mehr gemeinsam gesungen und gelacht werden Kirche soll Spaß machen.
     
  • Kirche soll ein Ort zum Chillen und für Freizeit sein.

Hintergrund

„Lasst das mal die Profis machen!“ Manche erinnern sich noch an den Satz vom ehemaligen FDP-Chef Christan Lindner als Reaktion auf die Bewegung „Fridays for Future“. Hinter diesem Satz steht die Haltung bei Fragen nach der Zukunft, nicht diejenigen mit einzubeziehen oder wenigstens zu hören, die diese Zukunft in erster Linie betrifft – nämlich Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene.

Auch die Kirche tat und tut sich schwer damit, in ihre Entwicklungsprozesse die junge Generation mit einzubeziehen, und das obwohl doch immer wieder ausdrücklich betont wird, wie wichtig doch die Jugendarbeit für die Zukunft der Kirche ist.

Zum Glück gibt es noch viele Jugendliche, denen Kirche am Herzen liegt und die sich – auch ungefragt –  Gedanken über eine jugendfreundliche Kirche der Zukunft machen und ihre Ideen formulieren. So auch in Landau und Bad Bergzabern. Hier geben wir ungefiltert das Ergebnis einer spannenden Gesprächsrunde unter jungen Ehrenamtlichen aus der Südpfalz wieder.

Es wäre klug, bei den Überlegungen zur Transformation der Kirche, die Menschen zu hören und miteinzubeziehen, die später einmal diese Kirche tragen sollen.

Autor*in

Tanja Gödelmann

Jugendreferentin JUZ Landau

Autor*in

Florian Geith

Landesjugendpfarrer